Wer alte Muster verändern möchte, die nicht mehr wirklich funktionieren, aber sich im mittlerweile Alltag verfestigt haben, die tut sich manchmal besonders schwer, diese durch etwas Neues, Besseres zu ersetzen.
Als zuletzt bei einem Gespräch dieses Thema aufgekommen ist, wurde mir bewusst, dass ich da schon einiges ausprobiert hatte und dass ich für mich mittlerweile eine kleine Sammlung an Tipps zusammenstellen könnte und das mach' ich hiermit.
Der Post ist in zwei Teile aufgeteilt worden, weil er zu lange geworden ist. Teil 1 (dieser!) beschäftigt sich mit Planung & Vorbereitung. Teil 2 fokussiert sich ergänzend auf Umsetzung & Verfestigung.
Draufschauen & Festhalten
Je nach Gewohnheit wird es oftmals notwendig sein, den Status Quo der Gewohnheiten erst mal greifbar zu machen. Möchtest du deine Essgewohnheiten verändern, so führe erstmal Buch über die Gewohnheit, die du verändern möchtest. Möchtest du das Naschen am Abend durch etwas Besseres ersetzen, so halte zuerst fest, wie viel und was und wann du überhaupt nascht.
Möchtest du mehr körperliche Bewegung in dein Leben bringen, so kann es beispielsweise Sinn machen, dir einen Schrittzähler zu besorgen oder auch nur die Zeiten festzuhalten, die du in einem Zeitrahmen in Bewegung bist.
Oftmals ist das bereits schwierig, aber es lohnt sich. Oftmals kann es reichen, sich selbst vor Augen zu führen, wie oft man einer unerwünschten Gewohnheit tatsächlich nachgeht. Wie du diese "Daten" erfasst, sei dir überlassen. Wähle einen Weg, der es besonders einfach und leicht macht. Für manche ist das ein kleines Notizbuch für manche ist es aber eine App. Aber es ist zu empfehlen, irgendeine Verschriftlichung in irgendeiner Form definitiv vorzunehmen - eine mentale Notiz ist nicht genug.
Den Status Quo erklären
Ein wichtiger Schlüssel zum nachhaltigen Verbessern von Gewohnheiten im Alltag ist es, sich darüber Gedanken zu machen, welche konkrete Funktion denn das aktuelle Verhalten hat. Dabei soll ein bisschen Devil's Advocate spielen und sich die Frage stellen:
Wofür ist das gut? Was habe ich davon?
Es ist wichtig, hier ehrlich mit sich selbst zu sein. Denn auch eine unerwünschte Gewohnheit hat ihre Wurzeln in einem echten Bedürfnis geschlagen. Dieses Bedürfnis ist höchstwahrscheinlich nach wie vor relevant. Und oft kann das Anerkennen des dahinterliegenden Bedürfnisses schon ausreichen, ums aus dem Bann der Gewohnheiten zu ziehen, die als Kompensation entstanden sind.
Das Anerkennen der eigenen Bedürfnisse ist absolut ausschlaggebend.
Bedachtes Formulieren der Veränderung
Der Dreh- und Angelpunkt aller Veränderung von Gewohnheiten ist ebenjene Veränderung. Und wie man sich diese Vorstellt macht einen Unterschied!
Den Anfang macht das positive definieren. Damit mein ich aber nicht schön-reden, sondern die angestrebte Veränderung auf eine Art und Weise zu formulieren, sprachlich, die eine Vermehrung und/oder Verbesserung des Status-Quo darstellt. Wir wollen uns ein wenig austricksen in dem wir unserer Psyche nicht die Möglichkeit geben, im Ablegen alter Gewohnheiten einen Verlust zu sehen.
Hier ein Beispiel. Die innere Rede hat beispielsweise diese Ausdrücke parat:
Ich möchte weniger Süßes essen.
Ich möchte 5 Kilo abnehmen.
Ich will nicht mehr am Wochenende nur herumliegen.
Daraus kann unter anderem werden:
Ich möchte mehr Gesundes essen.
Ich möchte 5 Kilo leichter sein.
Ich will am Wochenende mehr außerhalb meiner Wohnung unternehmen.
Damit richtest du deinen Fokus nicht nur auf das Erreichen deiner Ziele aus, sondern auch an den konkreten Effekten, die diese für dich haben wird.
Wenn's trotzdem weniger oder ganz weg sein soll.
Positiv-definiertes formuliert funktioniert nicht bei allen Zielen - das ist klar. Aber auch jene Ziele die du vielleicht trotzdem als ein "nicht mehr länger" oder "weniger von" formulieren musst, werden letztendlich zu Begleiterscheinungen führen, die eine Vermehrung und/oder eine Verbesserung für dich darstellen.
Eine Frage, die dir dabei helfen kann, dennoch eine Formulierung zu finden, die eine Verbesserung und/oder Vermehrung darstellt, kann sein:
Wenn ich nicht mehr XYZ mache, was wird stattdessen da sein?
Orientiere dich dabei an der Funktion der alten Gewohnheit - dafür ist es eben wichtig, den Status Quo zu erfassen - Wofür war sie denn gut? Was muss an die Stelle der alten Gewohnheit rücken, das für dich dieselbe Funktion erfüllen kann?
Alte Gewohnheiten loszulassen bedeutet immer Veränderung. Veränderung wiederum stellt immer auch einen gewissen Verlust dar - selbst wenn es sich dabei um erwünschte Veränderung handelt. Beginne mit einem analytischen und nüchternen Blick auf den aktuellen Stand. Finde gute erklärungen dafür, gute Gründe für die Gewohnheit - gib ihr Sinn. Denn dieser Blickwinkel ermöglicht es dir, die dahinter stehenden, ernstzunehmenden, Bedürfnisse besser zu erkennen. Nimm dir aus dieser Erkenntnis die schwierigste Übung vor: das Positive Formulieren deiner Ziele zur Veränderung. Wovon soll mehr da sein? Was soll besser werden?
Weiter geht's in Teil 2 mit dem ganz konkreten Umsetzen!
In eigener Sache: Beratung ist ein wunderbares Instrument, um Gewohnheiten nachhaltig zu verändern. Ich würde mich sehr darüber freuen, dich dabei zu unterstützen!